Das Amatikulu Nature Reserve – Meine Reise durch Südafrika

Das Amatikulu Nature Reserve

Nur etwa 100 km von Durban entfernt liegt dieses mit 2100 Ha verhältnismäßig kleine Naturreservat am indischen Ozean und ist von mehreren Flussläufen durchzogen. Bekannt für seine 300 Vogelarten ist es ein begehrter Anlaufpunkt für Ornithologen. Da sich das gesamte Gebiet zu Fuss erkunden lässt, kann man Wasserböcken, Zebras, Giraffen und Antilopen Aug in Aug gegenüberstehen. Doch auch das artenreiche Brackwasser der Lagune lockt Naturliebhaber und Angler gleichermaßen an.

Schon beim Durchfahren des Gates begegnen wir einer Herde Zebras und einigen Antilopen. An der Rezeption, einer Hütte mitten im Wald, angekommen melden wir unser Eintreffen an und buchen ein Kanu für den Rest des Tages. Einer Sandpiste durch den Wald folgend kommen wir nach ein paar Minuten im Camp an. Vor uns liegt ein ruhiges Plätzchen mitten im Wald. Über Holzstege gelangt man zu den alten Militärzelten, die auf Holzplattformen gebaut sind. Das Ganze ist natürlich etwas rustikal, aber näher an der Natur lässt es sich nur im Freien übernachten. Doch bis zu den Zelten kommen wir erst gar nicht. Von einem der Holzstege schaut neugierig ein Vervet Monkey zu uns auf. Bei näherer Betrachtung unserer Umgebung wird klar, so allein wie wir zuerst dachten sind wir dann doch nicht. Auf den Bäumen, zwischen den Sträuchern und sogar auf den Zeltplanen sitzen sie, über das ganze Camp verteilt. Diese Vertreter der grünen Meerkatzenart leben in bis zu 50 Tier starken Gruppen. Hier werden wir Zeuge ihres ausgeprägten Sozialverhalten. Einige toben lautstark über die Zeltdächer, andere raufen unter den Holzplattformen und Pärchen putzen sich etwas Abseits des Geschehens ausgiebig.
Erst jetzt schauen wir uns auf dem Gelände um und entdecken 6 Zelte, ein Gemeinschaftshäuschen mit Küche und Aufenthaltsraum, ein Waschhaus und eine Aussichtsplattform. Von der Plattform bietet sich uns ein beeindruckender Blick über die Lagune und am Horizont zeigt sich ein Streifen des Indischen Ozean.  Über einen Trampelpfad erreichen wir das Ufer vom Nyoni wo kleine Picknickplätze mit Bänken und Tischen zum Verweilen einladen. Umgeben von Wasser und Wald ist es ein fantastischer Platz. Von hier aus starten wir unsere kleine Kanutour Richtung Indischen Ozean. Während wir über die Lagune paddeln, nutzt ein Goliathreiher den niedrigen Wasserstand der Trockenzeit, um bequem auf seine Beute zu warten.
Des einen Glück, des anderen Leid. Eigentlich ist es nicht weit bis zu unserem Ziel dem Dünenstrand. Doch immer wieder führt uns unser Weg über Sandbänke und regelmässig setzten wir auf dem Bodengrund auf. Kräftig paddeln wir, um uns zu befreien. Zwei mal klappt es, das dritte mal bewegt sich nichts mehr. Da hilft nichts. Ich stehe auf, kletter raus und sacke binnen eines Sekundenbruchteils bis zum Knie ein. Schnell wieder ins Kanu gekrabbelt überlegen wir uns gemeinsam die Paddel als Staken zu gebrauchen, um das Kanu so aus dem Sand zu schieben. Es klappt.
Erschöpft und glücklich erreichen wir den Strand. Um die Orientierung nicht zu verlieren nutzen wir die Paddel als Markierung in den Sanddünen. Schon auf der Seite ist es eine tolle Landschaft, aber was sich hinter den Dünen erstreckt können wir noch nicht ahnen. Ein kilometerlanger, menschenleerer Sandstrand und uns stockt der Atem. Zu Hunderten erobern kleine Krabben auf der Suche nach Nahrung den Strand. Kommen wir ihnen zu nahe, ziehen sie sich in die Brandung zurück. Gerne hätten wir sie fotografiert oder einfach beobachtet, aber sie scheinen uns schon aus 10 Metern Entfernung als Gefahr wahrzunehmen und mit der nächsten Wellen sind sie im Meer verschwunden.
Hier kann man die Zeit vergessen. Barfuß im Meer schlagen sanft die letzten Wellenausläufer gegen die Beine und den Sand unter den Füßen zu spühren ist einfach Urlaubfeeling pur. Im Hintergund das laute Tosen des Meeres ist gleichzeitig beruhigend und phänomenal. Doch alles hat ein Ende. Da wir vor Einbruch der Dunkelheit wieder im Camp sein wollen, machen wir uns nach einem kurzen Spaziergang auf den Rückweg. In den letzen Strahlen der Sonne paddeln wir bei Zirpen und Zwitschern zurück zum Camp. Während unser Guide Hendrick schon ungeduldig auf unser Eintreffen wartet  genießen wir vom Kanu aus einen malerischen Sonnenuntergang.
Gemütlich beim Grillen, hier Braai genannt, genießen wir die Atmosphäre und unterhalten uns mit einheimischen Zuckerrohrfarmern. Acht Männer aus drei Generationen sind vertreten. Regelmässig nutzen sie das Camp für gemeinsame Angelausflüge und verbringen die Tage auf dem Wasser und die Abende vorm Lagerfeuer. Mit Stolz in der Stimme erzählen sie von ihren Fangerfolgen und präsentieren beeindruckende Bilder auf ihren Handys.

Die Nacht im geräumigen Zweimann-Zelt ist ein Erlebnis. Bei Vogelgezwitscher und rascheln der Bäume wachen wir ausgeruht auf. Doch wer auf warmes Duschwasser besteht sollte die Duschkabine frühzeitig aufsuchen. Ist der Boiler leer dauert es eine Weile bis die nächste Wasserladung aufgeheizt ist. Bevor wir Amatikulu verlassen unternehmen wir entlang der Lagune einen Spaziergang und stoßen dabei auf die frühstückenden Vervets. In der vergangenen Nacht hat es stark geregnet und für die Äffchen eröffnet sich ein wahres Schlaraffenland. Es ist spannend anzuschauen wie sie die Termiten im Gras ausfindig machen und geschickt fangen.

Fazit: Mit 20 €uro pro Nacht lädt der Park zum längeren Bleiben ein. Leider ist das Camp bereits etwas in die Jahre gekommen und könnte an vielen Stellen einen Neuanstrich und Reparaturen vertragen. Aber mit dem rustikalen Charme, der günstigen Lage und einem großen Netz an Trails und einer Offroadstrecke ist dieses Camp eine günstige Unterkunft und ein richtiges Highlight unserer Südafrika-Reise.Wir danken Ricarda Jürgas für diesen tollen Reisebericht!

Ihre Traumreise beginnt hier